Mein erster Glutenunfall – Ich ärgere mich wahnsinnig!

Autsch.
Mich hat’s erwischt.
Ein Glutenunfall.

Wobei die Bezeichnung „Unfall“ wohl gar nicht zutreffend ist. Besser wäre „Fahrlässige Gefährdung der eigenen Gesundheit durch Unachtsamkeit“.

Denn ich bin ganz alleine Schuld. Es gab im Restaurant keine Kontaminationsfehler in der Küche, kein unwissendes Personal, keine Verwechslung meiner Speisen!

Ich habe ein glutenhaltiges Gericht bestellt

Nein. Ich habe ein Gericht mit einem großen, deutlichen und fetten (A) für Gluten bestellt.

Warum? Keine Ahnung.

Ich habe wohl die Speisekarte nicht aufmerksam genug gelesen, mich in der Zeile verschaut oder einfach das A übersehen. So genau kann ich das nicht mehr nachvollziehen. Ich habe schon so oft in dem Restaurant gegessen, bei der Vorspeise habe ich noch glutenfrei dazu gesagt und meine Zöliakie erwähnt. Bei der Hauptspeise habe ich es nicht nochmal extra erwähnt und das war mein Fehler.

Curry

Als ich mein Essen bekomme und den ersten Bissen nehme, wundere ich mich sogar noch über den irgendwie vertrauten, aber lange nicht mehr gegessenen Geschmack. Wird wohl ein speziell zubereiteter Tofu sein, denke ich mir.

Dass ich hier etwas glutenhaltiges esse, kommt mir gar nicht in den Sinn. So oft war ich schon in dem Restaurant, dass zwar auch glutenhaltige Speisen anbietet, sich aber besonders auf Zöliakie Betroffene spezialisiert. Dass ich gerade Seitan esse wird mir erst am Tag später bewusst. Gluten Overkill! Und auch bei der Speisekarte online steht das (A) fett und deutlich bei meinem Gericht.

Ich ärgere…

Ich ärgere mich furchtbar über mich selbst. Ja, ein Glutenunfall kann ganz selten schon mal passieren. Nicht in jedem Restaurant und in jedem Land kann ich mit 1000% Sicherheit auf kontaminationsfreie Zubereitung vertrauen. Auch wenn ich bei Zweifeln doch lieber das Restaurant verlasse oder eben nur eine Tasse Tee trinke, gibt es immer ein gewisses Restrisiko.

Aber, dass ich mal ein glutenhaltiges Gericht in einem Zöli-Restaurant bestelle, damit habe ich nicht gerechnet!

Da ärgere ich mich gewaltig über meine eigene Unachtsamkeit meiner Gesundheit gegenüber.

…und wundere mich

Neben dem Ärgern wunder ich mich aber auch. Denn ich habe Symptome. Mein Bauch schmerzt, mein Kopf dröhnt, ich kann mich kaum konzentrieren. Ich fühle mich noch 2 Tage später unglaublich erschöpft und erledigt. Dabei habe ich eine stille Zöliakie, also eine Zöliakie ohne Symptome. Oder?

Mir ging es vor meiner Diagnose nie besonders schlecht und habe auch keine wesentliche Verbesserung nach dem Umstieg auf die glutenfreie Ernährung gespürt. Meine zusätzlichen Histamin- und Laktose Unverträglichkeiten machen es mir natürlich manchmal schwer zu erkennen, woher denn genau Symptome kommen. Und doch habe ich das Gefühl, dass mein Unwohlsein von dem Seitan kommt. So akut schlecht ging es mir schon lange nicht mehr.

Ob ich inzwischen einfach viel empfindlicher auf Gluten reagiere? Oder war es doch das Histamin? So genau kann ich es nicht sagen.

Da Jammern einem ja nicht weiterbringt im Leben und weil ich dringend Ablenkung von meinem Unwohlsein brauche, habe ich die Zeit genutzt um mich ein bisschen rund um das Thema „Glutenunfall“ und die damit verbundenen, immer wieder auftretenden, Fragen zu informieren.

Was passiert wenn man trotz Zöliakie Gluten isst?

  1. Es geht dir schlecht.
  2. Du schädigst deinen Darm und deinen Körper.

Mangelerscheinungen, dadurch entstehende Folgeerkrankungen, oder im schlimmsten Fall Krebs sind die Folge. Und ja, dafür reicht auch schon ein Brotkrümel. Von einem einzigen Glutenunfall bekommst du natürlich nicht gleich Krebs. Dein Körper wird allerdings bereits bei kleinsten Mengen in Mitleidenschaft gezogen. Deswegen ist die bewusste oder unbewusste Aufnahme von Gluten absolut zu vermeiden!

Was bedeutet eigentlich Kontamination?

Kontamination ist die eine Sache, die uns Zölis das Leben schwer(er) macht. Einfach „nur“ glutenfrei essen ist ja, besonders in der heutigen Zeit, durchaus machbar. Erst durch das Thema Kontamination wird die Zöliakie an manchen Tagen zu einer richtigen Herausforderung. Eine Kontamination oder Verunreinigung tritt dann auf, wenn ein eigentlich glutenfreies Gericht durch etwas glutenhaltiges verunreinigt wird. Besonders für Nicht Betroffene ist das oft ein schwer nachvollziehbares Konzept.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung:

Tante Susi ladet die ganze Familie am Sonntag zum Pizza essen ein. Tante Susi ist aufmerksam und meint es gut mit dir Zöli. Sie kauft im Supermarkt extra glutenfreies Mehl für deine Pizza. So schön, so gut.

Beim Zubereiten des Pizzateiges verwendet sie zwei unterschiedliche und sorgfältig gereinigte Arbeitsflächen aus Plastik. Zuerst wird die glutenfreie Pizza im Backofen zubereitet, dann die normale Pizza. Vorbildlich.

glutenfreie pizza

Beim Schneiden der Pizzastücke verwendet sie allerdings denselben Pízzaschneider für die glutenhaltige Pizza und danach für die glutenfreie Pizza. Denn „da kann eh nichts passieren.“ „Das würde man doch sehen, wenn etwas auf dem Pizzaschneider kleben bleibt“ „Und die paar Brösel werden schon nicht schaden“. Oder?

Doch! Jeder einzelne Brösel schadet! Denn eine Kontamination hat bereits stattgefunden. Nur weil du etwas nicht siehst, ist es noch lange nicht kontaminations- und demnach auch glutenfrei. Leider.

20ppm, also 20 „parts per million“ gelten als Grenzwert, wann etwas glutenfrei ist.

Was bedeutet das? Würdest du deine Pizza auf 1 Million Teile aufteilen, dürften davon maximal 20 Stücke Gluten enthalten.

Eine Kontamination zu Hause oder im Restaurant ist übrigens der häufigste Grund für einen Glutenunfall.

Was mache ich nach einem Glutenunfall?

Also ich ärgere mich. Wahnsinnig. Das hilft aber auch nicht weiter. Also schreibe ich lange Artikel zur Ablenkung. Ansonsten tut mir Wärme gut, in Form von leichten Suppen und beruhigenden Tees und nach Möglichkeit eine Wärmeflasche. Wenn das alles nichts hilft, lege ich mich ins Bett und schlafe möglichst lange, damit sich mein Körper wieder erholen kann. Und das nächste Mal passe ich bestimmt besser auf.

Tee

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.