Interview mit Lena von floraroses: Glutenfrei, vegan & nachhaltig leben

„Hier gibt es ganz viel Comfort-food, Gedankenwirrwar und Chiemseeliebe.“

..so lautet die sympathische Beschreibung von Lena auf ihrem Blog floraroses. Nicht nur bezauberende Fotos und Rezepte finden sich auf floraroses, sondern auch wertvolle Tipps für ein nachhaltigeres Leben.

Nach der anfänglichen Wut auf die Diagnose Zöliakie hat Lena ihre Freude am Kochen und Backen wiedergefunden. Inzwischen „nimmt sie die Dinge an die sie nicht ändern kann“ und lebt ein bewusstes und positives Leben.

1 Hallo Lena, kannst du dich und deinen Blog kurz vorstellen?

Hallo Jenni, ich bin Lena, 22 Jahre alt und komme aus Bayern vom schönen Chiemsee. Ich wurde auch dort geboren und bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Mittlerweile studiere ich in Passau Gymnasiallehramt für Deutsch und Englisch und besuche meine Heimat so oft ich kann, denn mein zu Hause und meine Familie liegen mir sehr am Herzen.

In unserer Familie wurde schon immer gerne gekocht und gebacken, meine Omas und mein Papa sind leidenschaftliche Köche. Von klein auf habe ich immer mitgeholfen und später dann auch meine eigenen Rezepte kreiert.

Auf meinem Blog „floraroses“ lebe ich dieses Hobby aus und verknüpfe es mit meiner zweiten großen Leidenschaft, der Liebe zu den Buchstaben. Ich schreibe über glutenfreie und vegane Rezepte, das Reisen mit Zöliakie aber auch über Nachhaltigkeit. Mein Blog behandelt stets Themen, die mich interessieren und mich bewegen. Bei meinen Rezepten ist es mir zudem wichtig, dass sie einfach umzusetzen sind, denn nicht jeder besitzt einen Hochleistungsmixer oder eine Küchenmaschine.

2 Seit wann hast du die Diagnose Zöliakie? Wie geht es dir damit?

Ich habe die Diagnose Ende November 2017 bekommen und habe damit absolut nicht gerechnet. Ich hatte schon seit längerer Zeit immer wieder mit starken Verdauungsbeschwerden zu kämpfen und mehrere Nährstoffmängel. Vor allem mein Eisenmangel und die daraus resultierende Blutarmut konnten sich viele Ärzte nicht erklären.

Zum Glück erkannte ein junger Assistenzarzt den Zusammenhang und verhalf mir so zur Diagnose. Es war zuerst ein Schock für mich und vor allem in der Vorweihnachtszeit hart. All die Lebkuchen und Plätzchen, die ich ab sofort nicht mehr essen durfte. Ich hatte keinerlei Erfahrung mit glutenfreiem Backen und Kochen und war total überfordert.

Damals habe ich zudem noch in einer WG gelebt und wir haben uns zu dritt die Küche geteilt. Leider nahmen es meine Mitbewohner nicht sehr genau mit dem Thema Kontamination, getrennte Küchengeräte und Co und ich habe mich oft nicht ernstgenommen gefühlt. Deshalb bin ich einige Monate später auch ausgezogen und lebe seitdem alleine.

„Die anfängliche Wut auf die Diagnose verflog und ich bekam meine Freude am Kochen und Backen zurück.“

Ich begann meine Rezepte auf Instagram zu teilen und startete meinen Blog. Der Austausch mit anderen Betroffenen hat mir gezeigt, dass man niemals alleine ist, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Neben der Zöliakie habe ich außerdem noch Hashimoto, weshalb ich mich oft gefragt habe „warum ausgerechnet ich?“ aber ich habe schnell begriffen, dass diese Frage überhaupt nicht förderlich ist und lebe seitdem nach dem Motto: „Nimm die Dinge an die du nicht ändern kannst.“

Ich habe die Diagnose angenommen und mittlerweile geht es mir sehr gut damit, vor allem auch weil meine Familie und meine Freunde mich stets unterstützen.

3 Was hat sich in deinem Leben durch die Diagnose Zöliakie verändert?

Ich glaube nicht mein Leben hat sich verändert, sondern ich habe mich verändert. Klar, ich bin umgezogen, habe das Backen neu gelernt und unzählige Bücher zum Thema Zöliakie gelesen, aber am Ende des Tages ist mein Leben genauso wie vor der Diagnose nur eben mit glutenfreien Rezepten und ohne Beschwerden.

„Ich habe jedoch gelernt Gesundheit zu schätzen, denn sie ist das höchste Gut, das wir haben.“

Ich bin froh, dass ich ein Leben ohne Schmerzen führen kann und dafür bin ich auch jeden Tag dankbar. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mich schon vor der Diagnose sehr mit Ernährung und Lebensmitteln auseinandergesetzt habe und die Umstellung deshalb nicht so schlimm war, wie ich es mir vorgestellt habe.

Ich war schon immer daran gewöhnt Zutatenlisten zu lesen, da in unserer Familie mehrere Personen Allergien und Unverträglichkeiten haben. Im Übrigen denke ich, dass Veränderungen im Leben nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten müssen. Hätte ich die Diagnose nie bekommen, würde es meinen Blog nicht geben und auch nicht dieses großartige Interview.

Glutenfreie Bowl

4 Du schreibst auf deinem Blog auch über das Reisen mit Zöliakie. Was sind für dich die größten Herausforderungen unterwegs?

In meinem Fall ist es noch etwas spezieller als ohnehin schon. Ich ernähre mich ja überwiegend vegan und auf Reisen etwas Veganes und Glutenfreies zu finden ist manchmal unmöglich.

Sollte es zu diesem Fall kommen mache ich einen Kompromiss und esse vegetarisch. Glücklicherweise ist es bisher fast nie dazu gekommen. Ich informiere mich vor meinen Reisen viel genauer über Angebote vor Ort als früher und suche gezielt nach Informationen über meinen Reiseort.

Glücklicherweise gibt es das Internet, ich mag mir nicht vorstellen wie es früher gewesen sein muss, als man auf Tipps vertrauen musste und das Angebot gleich null war. Für mich persönlich ist die größte Herausforderung immer noch, dass das Angebot an glutenfreien Restaurants, Cafés und Bars zu klein ist. Es wächst, keine Frage, aber viele wollen nur auf den Trend aufspringen und sind für uns Zölis aufgrund der Kontaminationsproblematik ungeeignet.Außerdem finde ich es schwerer eine Reise zu planen, da man auf alle Eventualitäten Rücksicht nehmen muss und für alle Fälle genug Proviant dabeihaben sollte, um sich selbst zu versorgen.

Mittlerweile bin ich da aber auch etwas entspannter geworden. Ich kann nur jedem raten das Ganze mit dem nötigen Respekt anzugehen, aber sich auch nicht verrückt zu machen. Verhungern musste ich bisher zum Glück noch nie.

Lena von floraroses

5 Auch das Thema Nachhaltigkeit findet sich auf deinem Blog. Was bedeutet nachhaltiges Leben für dich?

Für die Beantwortung dieser Frage musste ich ganz schön lange überlegen und dazu muss ich auch etwas weiter ausholen.

Nachhaltigkeit ist ein so wichtiges Thema, jedoch auch sehr schwierig zu behandeln. Es geht vor allem darum Lebensgewohnheiten zu ändern, aber immer dort wo es um eben jene Gewohnheiten geht, besteht die Gefahr, dass sich Menschen in der freien Entfaltung ihres Lebens angegriffen fühlen.

Dabei müssen wir aber dringend etwas unternehmen, denn wir erleben gerade das größte Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier.

„Für mich bedeutet Nachhaltigkeit zuerst einmal sein Konsumverhalten zu überdenken, was brauche ich wirklich und was nicht?“

Wir besitzen alle viel zu viel und es bringt nichts alte Sachen gegen neue, nachhaltigere Alternativen zu ersetzen.

Nachhaltigkeit bedeutet Veränderung

Erst wer umdenkt versteht diese Problematik wirklich. Natürlich bedeutet Nachhaltigkeit auch Veränderung. Ich sträube mich persönlich etwas gegen den Begriff „Verzicht“ denn dieser ist sehr negativ konnotiert.

Ich habe aber beispielsweise nicht das Gefühl zu verzichten, wenn ich mich vegan ernähre, feste Seife benutze oder verpackungsfrei einkaufe. Viel mehr gewinnt man an Erfahrungen, Erlebnisse mit Menschen oder das gute Gefühl wenigstens einen kleinen Beitrag für unseren Planeten und unsere Zukunft zu leisten.

Niemand kann zu 100% nachhaltig leben, das stört mich auch so an der ganzen Debatte. Menschen, die sich für unser Klima und die Zukunft unserer Erde einsetzen werden aufs Äußerste kritisiert nur weil sie nicht perfekt sind. Es geht doch darum gemeinsam etwas zu erreichen und nicht wie in einem Wettbewerb gegeneinander anzutreten. Es gibt so einfache Dinge, die jeder von uns in seinem Alltag umsetzen kann und die kaum Geld kosten.

Glutenfreier veganer Zwetchgenkuchen

Nachhaltigkeit ist ein Prozess

Auf meinem Blog habe ich dazu auch einen Beitrag verfasst. Nachhaltigkeit ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen passiert und wahrscheinlich auch nie endet, zudem funktioniert für jeden etwas anderes gut.

Nur das Motto „leben und leben lassen“ hat ausgedient, es hat die letzten 30 Jahre schon nicht funktioniert. Anstatt nachhaltiger zu werden haben die Menschen immer mehr konsumiert und neue Wegwerfprodukte entwickelt. Vor allem die Politik und die Wirtschaft sind hier in der Pflicht, doch solange diese nichts unternehmen obliegt es uns Konsumenten etwas zu unternehmen.

Jeder Einkauf ist ein Stimmzettel und ich möchte diese Chance nicht verstreichen lassen. Noch können wir etwas unternehmen, aber es muss jetzt passieren, ansonsten haben wir diese Möglichkeit für immer verspielt. Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmal bedanken, dass ich dein Gast sein durfte und das wichtige Thema Nachhaltigkeit ansprechen konnte.

Liebe Lena, vielen herzlichen Dank für dieses äußerst spannende Interview!

Deine Einstellung zur Zöliakie und Hashimoto finde ich sehr positiv. Ich schaue immer wieder gerne auf deiner Seite vorbei und bestaune deine wunderschönen Fotos und tollen glutenfreien und veganen Rezepte. Mach weiter so!

Lena von floraroses

Lena schreibt auf floraroses.de hauptsächlich über glutenfreie und vegane Rezepte. Aber auch andere Themen wie z.B. Nachhaltigkeit liegen ihr sehr am Herzen. Tipps für das Reisen mit Zöliakie sind bei ihr ebenso zu finden wie persönliche Gedanken über Dies und Das und ihre große Liebe zum Chiemsee.

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.