„Was kann ich denn noch essen?“
„Was bedeutet die Diagnose genau?“,
solche und ähnliche Fragen sind auch mir nach der Diagnose durch den Kopf gegangen.
„Ah, da haben wir es ja“ ,
„Frau Marieni, ja Sie haben Zöliakie.“
Das Ausmaß der Diagnose Zöliakie ist mir in diesem Moment noch nicht mal ansatzweise bewusst. Ich kann mich noch an meine unbekümmerten Gedanken am Weg nach Hause erinnern:
„Dann esse ich eben kein Brot mehr.“ Erst ein paar Tage später lerne ich, was die Diagnose bedeutet und das es nicht reicht, einfach das Brot wegzulassen.

Aller Anfang ist schwer
Am Ende des Artikels kannst du dir diese Übersicht als PDF herunterladen! 🙂

Diagnose Zöliakie: Schritt 1 | Ruhig bleiben!
Für einen Moment habe ich Panik bekommen. Ich will diese Diagnose nicht. Ich habe keine Symptome. Mir ging es nie schlecht und jetzt habe ich plötzlich eine so einschneidende Krankheit?
Die Diagnose Zöliakie war für mich nicht leicht. Das Gefühl von Hilflosigkeit, Überforderung und das Leugnen der Diagnose kennen wohl viele Zölis.
Für Andere ist die Diagnose jedoch eine Erleichterung. Endlich hat man einen Namen und einen Grund für die oft jahrelangen Beschwerden.
Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren. Die Diagnose sorgt anfangs für viel Aufregung und Sorgen. Veränderungen sind nie leicht. Fest steht: Du kannst die Diagnose Zöliakie nicht ändern. Nur das Beste daraus machen.
Mit der Zeit wird das Zöli Leben jedoch deutlich einfacher, das verspreche ich dir!
Diagnose Zöliakie: Schritt 2 | Werde Mitglied in der Zöliakievereinigung.
Besonders wertvoll war der Besuch des Ernährungsseminars Zöliakie der ARGE. Neben dem Vortrag gab es die Möglichkeit spezielle Fragen zu stellen und sich mit anderen Zölis auszutauschen. Die Erkenntnis, dass eine stille Zöliakie ohne Symptome gar nicht so selten ist, war für mich eine positive Erfahrung.
Das glutenfreie Buffet sorgte ebenfalls für gute Laune. Auch mit Zöliakie lässt es sich genießen – das steht fest. Ich kann dir eine Mitgliedschaft in deiner Zöliakievereinigung nur ans Herz legen. Vor allem am Anfang ist das eine wichtige Stütze.
Diagnose Zöliakie: Schritt 3 | Entrümple deine Küche!
3a | Kontrolliere deine Lebensmittel!
Als erstes empfehle ich dir, alle Lebensmittel zu kontrollieren. Was ist glutenfrei? Was muss weg?
In diesem Moment fällt auch die Entscheidung, ob du einen rein glutenfreien Haushalt oder einen Mischhaushalt führen willst. Ich hab zum Zeitpunkt der Diagnose alleine gelebt. Somit stand fest: alle Lebensmittel, die nicht glutenfrei sind, müssen weg.
Einen ganzen Sonntag bin ich in der Küche am Boden gesessen und habe Produkt für Produkt die Zutaten gecheckt. Kontrolliert wird wirklich alles. Gewürzmischungen, Essig, Konserven, Getränke. Es kann überall Gluten enthalten sein!
Danach war meine Küche wie leer gefegt. Alles was nicht glutenfrei war wurde verschenkt oder weggeworfen. Das hat mir gut getan. Der „Feind“ war damit außer Haus.

3b | Kontrolliere deine Küchengeräte!
Die Lebensmittel sind aussortiert? Super. Jetzt sind die Küchengeräte dran. Generell wird empfohlen, Produkte aus Holz, wie etwa Kochlöffel, Pfannenwender und Schneidebretter, auszutauschen. In den kleinen Rillen aus Holz können sich winzige Spuren Gluten befinden.
Auch Pfannen und Töpfe die stark zerkratzt sind, empfehle ich dir auszutauschen. Auch hier kann es zu einer Kontamination kommen. Ebenfalls ganz wichtig: der Toaster! Glutenfreies Brot darf nicht mehr im normalen Toaster getoastet werden, da auch hier Brösel vom Toaster an dein glutenfreies Brot gelangen könnten. Hast du keinen Platz für einen eigenen Toaster? Dann sind Toastabags eine gute Alternative. Auch ein neues Handrührgerät und womöglich neue Backformen sind notwendig.

Diagnose Zöliakie: Schritt 4 | Das erste Mal im Supermarkt!
- Gerste
Ich habe es mir angewöhnt, vor dem Kochen noch ein zweites Mal die Zutatenliste zu checken. Das ein oder andere Mal hat mich das schon vor einem Glutenunfall beschützt.
Besonders in der Anfangszeit sind mir noch Fehler passiert. In der Konservendose kann doch kein Gluten enthalten sein? Doch. In jedem – noch so unerwarteten – Produkt kann sich eine glutenhaltige Zutat befinden! Genau aus diesem Grund habe ich auch ein eBook zum sicheren glutenfreien Einkaufen geschrieben!
Diagnose Zöliakie: Schritt 5 | Glutenfrei Kochen!
Das Croissant vom Bäcker in der Früh ist nicht mehr möglich. Auch mein Lieblings Müsli mit Joghurt aus dem Supermarkt konnte ich nicht mehr essen. Jahrelang hab ich mir am Weg in die Arbeit unterwegs Frühstück geholt. Plötzlich ging das nicht mehr.
Morgenmuffel, der ich bin, ist es mir anfangs immer wieder passiert, dass ich erst im Büro gemerkt habe, dass ich das gekaufte Weckerl oder Müsli ja gar nicht mehr essen kann. Mein Kollege hat sich dann über ein zweites Frühstück gefreut.
Morgens bin ich dann lange auf Obst ausgewichen. Erst später habe ich gelernt, glutenfreies Brot zu backen.
Ansonsten ist mir das glutenfreie kochen nicht allzu schwer gefallen. Je weniger Fertigprodukte du verwendest, desto leichter ist es, glutenfrei zu kochen. Für viele Produkte gibt es glutenfreie Alternative, wie glutenfreie Nudeln. Viele Lebensmitteln sind jedoch von Natur aus glutenfrei, wie Hülsenfrüchte, Kartoffel, Reis, Gemüse.
Während das glutenfreie Kochen relativ einfach ist, ist das glutenfreie Backen eine Wissenschaft für sich. Durch das fehlende Klebereiweiß Gluten lässt sich normales Mehl nicht einfach durch glutenfreies Mehl ersetzen. Meine ersten Backversuche sind alle in der Tonne gelandet. Tolle und erprobte Rezepte findest du beispielsweise bei Trudel Marquadt und bei Tanja Gruber
Diagnose Zöliakie: Schritt 6 | Sprich darüber!
Der Familie beim Mittagessen zuschauen? Der Freund holt sich schnell ein Kebap ums Eck oder die Kollegin hat Kuchen mitgebracht und du bist die Einzige, die nichts essen kann? Das alles kann hart sein. Vor allem am Anfang.
Mit hat es geholfen, offen und ehrlich darüber zu sprechen. Mit meinem Freund sowieso. Gleich beim zweiten Date habe ich meine Autoimmunerkrankung erwähnt. Ein bisschen war mir dabei mulmig. Wie wird er reagieren, wenn er erfährt, dass wir nie in sein Lieblingslokal essen gehen können und jeder zukünftige Urlaub aus viel Recherche und Planung bestehen wird?
Beim dritten Date hat er sich schon im Internet über die Zöliakie schlau gemacht. Er: „Dann gehen wir eben in ein glutenfreien Restaurants essen.“ In Wien gibt’s da ja genug Auswahl.
6a | Kläre deine Familie & Mitbewohner auf
Du wohnst in einer WG, mit deinem Partner oder mit deiner Familie? Kläre deine Mitbewohner über die neue Situation auf. In einem gemeinsamen Haushalt ist es unglaublich wichtig, dass jeder versteht, was die Diagnose Zöliakie bedeute und worauf sie achten müssen.
Es ist wichtig, dass deine Mitbewohner sich der strikten Trennung bewusst sind und es auch ernst nehmen. Bist du dir am Anfang unsicher? Dann sage das. Offen und ehrlich. Das Zöli Leben ist ein Lernprozess. Am Anfang passieren oft noch ungewollte Fehler.
6b| Sprich mit Freunden & Kollegen
Wir verbringen unser halbes Leben im Büro. Umso wichtiger, dass auch die Kollegen wissen, warum du nicht beim Geburtstagskuchen mitnaschen kannst.
Ich war positiv überrascht, wie interessiert und verständnisvoll meine Diagnose aufgenommen wurde. Eine Kollegin hat sogar angeboten glutenfrei für mich zu backen. Das fand ich total nett, die Kontaminationsgefahr ist mir beim Backen allerdings zu groß und ich habe deswegen dankend abgelehnt.
Es ist wichtig, dass deine Mitbewohner sich der strikten Trennung bewusst sind und es auch ernst nehmen. Bist du dir am Anfang unsicher? Dann sage das. Offen und ehrlich. Das Zöli Leben ist ein Lernprozess. Am Anfang passieren oft noch ungewollte Fehler.
Ab und zu passiert es noch, dass ich meine „pingelige“ Art belächelt wird. Ich denke diese Kommentare basieren auf Unwissenheit und sind nicht böse gemeint, deswegen kann ich gut damit umgehen. Vor meiner Diagnose hätte ich auch nie geglaubt, wie streng wir Zölis auf Kontamination aufpassen müssen.
Eine offene und ehrliche Kommunikation mit deinem Umfeld erleichtert nicht nur dir dein Zöli Leben, sondern auch deine Mitmenschen können sich besser auf deine neue Situation einstellen.

Diagnose Zöliakie: Schritt 7 | Sei nachsichtig.
Gerade am Anfang passieren jedoch Fehler. Du hast vergessen zu kontrollieren, ob die Tomatensauce glutenfrei ist? Beim Nudel kochen für deine Familie hast du ganz automatisch gekostet? Beim Pizza backen hast du nicht an ein frisches Backpapier gedacht?
All das kann passieren. Fehler sind menschlich. Gerade nach der Diagnose steht so viel Veränderung in deinem Leben an, das kann schon mal überfordern. Sei nachsichtig mit dir. Hab kein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle, wenn mal etwas nicht klappt. Mit der Zeit werden diese „Anfängerfehler“ weniger und du fühlst dich sicherer und wohler in deinem neuen Zöli Leben.
Die Diagnose Zöliakie ist nicht immer leicht. Die richtige Unterstützung von Familie und Freunden ist unglaublich wertvoll! Sei ihnen aber auch nicht böse, wenn sie sich anfangs noch etwas schwer damit tun.
Trotz und mit Zöliakie geht das Leben weiter!
Wie geht es dir nach der Diagnose?
Schreib mir gerne einen Kommentar!
