Mein Reisestil hat sich die letzten Jahre sehr verändert. Zum einem liegt das sicher am fortgeschrittenen Alter. Mit Anfang 30 sehne ich mich doch immer mehr nach dem gemütlichen Appartement, als dem 20-Bett Hostel, erkunde lieber schlendernd die Stadt, als abends Party zu machen und reise generell langsamer und entspannter. Die größte Veränderung an meinem Reisestil liegt allerdings an der Zöliakie Diagnose.
Ein Müsliriegel oder glutenfreie Kekse habe ich immer mit dabei
„Zöliakie ist eine Autoiummunerkrankung und deswegen geht es um mehr „als ein bisschen Bauchweh“.
1| Spontan übers Wochenende wegfahren? Lass mich noch schnell nach passenden Restaurants recherchieren, Bewertungen lesen, Foren und Facebookgruppen durchforsten und ein paar E-Mails vorab schicken….
- Wie ist das glutenfreie Angebot im Reiseland?
- Wie ist das Wissen und Verständnis über Zöliakie? Gibt es viele Betroffene im Reisegebiet?
- Wie klappt die Verständigung? Was sind die verbotenen Zutaten in der Landessprache?
- Welche Restaurants gibt es?
- Was sind typische Speisen und welche Zutaten sind für gewöhnlich enthalten?
- Welche Unterkunft bietet glutenfreies Essen an?
- Wie ist das glutenfreie Sortiment in den Supermärkten vor Ort?
- Was packe ich alles ein?
Die „Bitte an den Koch“ Karte in der jeweiligen Sprache und Toastabags habe ich auch immer mit dabei. Oft verbringe ich viele Stunden mit der Vorbereitung einer Reise. Ich recherchiere nach Restaurants, Gerichten, Zutaten, lese Bewertungen und Blogartikel, durchstöbere Facebookgruppen und Foren und schreibe E-Mails an Restaurants, Hotels und manchmal den lokalen Zöliakie- (Selbsthilfe)-Gruppen oder dem Touristenverband. Das positive daran ist, dass ich dadurch sehr viel mehr über mein Reiseziel erfahre.
2| Inzwischen koche ich auch auf reisen am liebsten selbst – so weiß ich was drin ist
Ich höre und lese immer wieder von Zölis, die seit der Diagnose nicht mehr Urlaub gemacht haben und nicht mehr auf Reisen gehen. Das finde ich sehr schade. Gleichzeitig kann ich es auch zu einem Teil nachvollziehen. Je nach Reiseziel kann es schwierig, bis sehr schwierig sein sicheres glutenfreies Essen zu bekommen. Jede Reise kann dann auch eine Gefahr für die eigene Gesundheit darstellen. Eine fremde Sprache, andere Sitten und Essgewohnheiten sind nicht zu unterschätzende Hürden.
Mit einer eigenen Küche klappt allerdings auch die Reise in „schwierige“ Länder. So konnte ich auch meine drei Monate durch Südostasien letztes Jahr trotz Sojasauce und großem Unverständnis gegenüber Allergien, Unverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen meistern. Die einzigartigen Erfahrungen dieser Reise begleiten mich noch heute immer wieder.

3| Nächstes Jahr wieder Südtirol?
Und so ertappe ich mich immer wieder selbst dabei, dass ich inzwischen mehr zu Ländern tendiere, die ein erhöhtes Bewusstsein für Zöliakie Betroffene haben. Statt nach Kroatien zu fahren, entscheide ich mich lieber für Spanien. Statt den Salzburger Bergen wähle ich lieber Südtirol. So auch im Mai dieses Jahr.
Mein erster Urlaub mit Halbpension seit der Diagnose Zöliakie war einfach wunderbar. Dieses Gefühl beim Frühstücksbuffet (fast) alles essen zu können, sich keine Sorgen um das Abendessen machen zu müssen, keine Fragen mit dem Koch zu klären und Kontamination gar kein Thema ist, ist einfach wunderbar. Fast habe ich mich wieder „normal“ gefühlt. So ein unbeschwerter Urlaub ist für Nicht-Zölis etwas ganz Selbstverständliches, für mich war mein Urlaub in Südtirol etwas ganz besonders.
4| Geht ihr schon mal in das Museum… ich stöbere inzwischen im Supermarkt
Nicht nur meine Reiseziele, auch die Prioritäten während meinen Reisen haben sich seit der Diagnose verändert. Ich liebe es einfach in den ausländischen Supermarkten in den Regalen zu stöbern und neue glutenfreie Produkte zu entdecken. Da kann schon ganz viel Zeit vergehen. Besonders wenn ich mehrere Supermärkte und Reformhäuser abklappere. Verstehen kann das wohl nur ein Zöli.
Es ist einfach schön, viele neue Produkte zu entdecken und dann gleich in der Ferienwohnung zu verkosten. Da kann es schon mal vorkommen, dass sich der Museumsbesuch oder die geplante Rundfahrt nicht mehr ausgeht. Stört mich das? Nein, ich reise inzwischen einfach anders.

5| Zwei Hosen reichen, dafür packe ich noch ein paar glutenfreie Kekse ein
Trotz und mit Zöliakie erkunde und bereise ich weiterhin unsere wunderbare Welt!
Vielen Dank an Sabine für den schönen Gedankenanstoß mit der Blogparade! Auf ferngeweht kannst du nachlesen, wie sich der Reisestil von Sabine verändert hat und wer noch aller bei der Blogparade teilgenommen hat.
