Meine ersten 6 Monate als Zöli – Was schief lief, was ich gelernt habe und was ich in Zukunft tun werde

Die ersten 6 Monate meiner Zöli-Zeit sind geschafft. Neben einigem Auf und Ab, ist die Zeit wahnsinnig schnell vergangen. Und ganz ehrlich: Ich stehe noch immer gaaaanz am Anfang meines Zöli-Lebens. Gelernt habe ich unfassbar viel in den 6 Monaten: über Gluten, Stärke, Hafer und auch über mich.

Juhuuuu! Mein 6-Monats Zöli-Jubiläum!

Im April 2017 bekam ich, 3 lange Wochen nach meiner Magenspiegelung, dann endlich die Diagnose: Zöliakie. Seitdem sind mittlerweile fast genau 6 Monate vergangen. In den ersten 6 Monaten habe ich einiges erlebt und gelernt.

6 Monate Zöliakie

Die unterschiedlichen Reaktionen auf die Diagnose Zöliakie

Meine erste Reaktion:

„Ist ja nicht so tragisch.“

Die Reaktionen von Bekannten und Freunden:

Du Arme!“

„Total blöd. Kannst du überhaupt noch was essen?“

„Das war’s dann wohl mit deinen vielen Reisen.“

„Tut mir voll leid, dass gerade du diese Krankheit hast!“

Was ich gelernt habe nach 6 Monaten mit Zöliakie

 

Jenni Marieni glutenfreie Karte

1| Zöliakie ist eine ernsthafte Krankheit

Krankheit?? Nicht mehr Reisen?? Erst nach und nach hat es mir gedämmert. Ja. Zöliakie ist eine Krankheit. Eine Autoimmunkrankheit. Im Gegensatz zu meiner Histamin Unverträglichkeit habe ich dann nach dem Essen von Unverträglichem nicht „nur“ einen Tag Kopfweh, sondern ich würde mir mit einer glutenhaltigen Lebensweise nachhaltig meine Gesundheit riskieren und zerstören! Das habe ich dann doch schnell akzeptiert.

Besonders das Lesen von Büchern über Zöliakie und diverse andere Blogs haben mir am Anfang viel geholfen.

2| Glutenfrei leben bedeutet mehr als nur kein Brot zu essen

Einer meiner ersten Gedanken nach der Diagnose? „Ich mag sowieso kein Brot.“

Inzwischen esse ich nicht nur regelmäßig glutenfreies Brot zum Frühstück, sondern habe auch noch unzählige, teilweise unglaublich geschickt versteckte Quellen von Gluten in bedenklich vielen Lebensmitteln entdeckt! Glutenfrei leben bedeutet eben mehr, als kein Brot und keine Pasta essen.

3| Zöli sein ist ein Vollzeitjob!

Kann ich Ihnen irgendwie helfen?

Letztens wurde ich mal wieder im Supermarkt angesprochen. Eh nett. Ich glaub die Dame hat sich etwas gewundert, warum ich seit einer halben Stunde vor der Chips Abteilung stehe und Packung für Packung in die Hand nehme, Etikett für Etikett inspiziere und zwischendurch in mein Smartphone tippe. Nein ich bin nicht die Chips-Spionin von der Konkurrenz. Ich suche einfach stinknormale Kartoffelchips, die auch ich bedenkenlos essen kann.

Soviel Zeit, wie ich

  • im Supermarkt Zutatenlisten lese,
  • nach glutenfreien Restaurants recherchiere,
  • mit Kellnern über Kontamination spreche
  • und mich über die Herkunft, Anbauweise und Verarbeitung von Lebensmitteln informiere

habe ich das Gefühl einen zweiten Vollzeitjob zu haben: Zöli – 24/7 im Einsatz!

Jenni Marieni beim einkaufen

4| Nachfragen, Nachfragen & Nachfragen

Nur weil bei dem superleckeren Curry beim Inder kein „A“ lt. Allergenkennzeichnung dabei steht, heißt das noch lange nicht, dass wir Zölis das wirklich essen dürfen. Bei Nachfrage stellt sich dann leider doch das ein oder andere Mal heraus, dass ja doch Maggi oder ein anderes Gewürz verwendet wird, wo Gluten enthalten sein könnte. Das Mantra für uns Zölis: Nachfragen, Nachfragen, Nachfragen.

5| Da gibt’s ja Alternativen!

Und zwar ganz schön viele! Ich spreche von Mais, Quinoa, Amaranth, Buchweizen und Teff. Anfangs konnte ich ja noch wenig mit den Weizenalternativen anfangen. Inzwischen bin ich ganz begeistert, was es denn da alles gibt. Ohne meine Zöliakie hätte ich wohl nie erfahren was sich Tolles aus Teff zaubern lässt, wie zum Beispiel meine Teffexperimente mit Pizza, Palatschinken und leckere Pasta. Köstlich! Und äußerst gesund!

6| Es gibt glutenfreies Bier

Auch für meine Liebe zu Bier haben sich endlich adäquate Alternativen gefunden. Die Verkostungen halten zwar noch an, mein erstes Zwischenfazit zum glutenfreien Bierangebot: Das Spektrum ist riesig. Von „kann-man-trinken-solltest-du-aber-nicht“ bis „ui-das-schmeckt-ja-wie-normales-bier-und-besser“ ist alles dabei.

Was schief lief

In meinen ersten 6 Monaten als Zöli ging aber auch einiges schief!

1| Pommesgewürze & andere versteckte Glutenquellen

Pommes können Gluten enthalten? Da hab ich extra gefragt, ob die Pommes in einer separaten Fritteuse zubereitet werden und dann erfahre ich am nächsten Tag, dass in dem Restaurant das Pommesgewürz Gluten enthält. 🙁

Glutenfreie Pommes

Linsen sind doch glutenfrei? Nicht unbedingt! Denn Linsen, Erbsen und Bohnen brauchen oft eine Rankhilfe um zu wachsen. Und als Rankhilfen werden oft Hafer und Gerste verwendet. Beim Ernten kann es dann schon mal ganz leicht passieren, dass ein zwei „gefährliche“ Körner in den Linsen landen. Deswegen immer Linsen gründlich sortieren, bevor sie gekocht werden!

2| Wir Zölis werden nicht ernst genommen

Grillparty! Juhhu! Wenn da nicht die eine Bekannte wäre, die immerzu meint, dass ich nicht so übertreiben solle bezüglich Kontamination. „Ein Brösel wird dich schon nicht umbringen“ und schwups ist mein glutenfreies Baguette im Brotkorb beim anderen Gebäck gelandet. Ich hatte einerseits kein Brot mehr an diesem Abend und gleichzeitig auch dieses unschöne Gefühl überhaupt nicht ernst genommen zu werden.

Die Diagnose Zöliakie bedeutet leider auch viele „blöde“ Kommentare. Von „eingebildete Krankheit“ bis „Das bisschen Mehl merkst du gar nicht“ ist da alles dabei.

Gerade am Anfang gab und gibt es für mich immer wieder Lektionen, die ich als Zöli zu lernen habe.

Was ich in Zukunft tun werde

Es gibt auch einige Dinge, die ich in Zukunft weiterhin oder anders machen möchte.

1| Auf Reisen gehen

Und zwar genauso viel und wenn möglich gern auch mehr als vor der Diagnose. Denn, wie meine  Kurztrips nach Genf und Barcelona gezeigt haben: Reisen geht auch mit Zöliakie! Die richtige Vorbereitung hilft uns Zölis, unsere Reisen genauso genießen zu können!

2| Wundervolle & gesunde Rezepte ausprobieren

Denn mit meiner Zöliakie Diagnose ist, zuerst gezwungenermaßen und jetzt wieder mit voller Freude, meine Kochleidenschaft neu entfacht. Ob Fernweh-auslösendes Curry, glutenfreie Pizza oder Süßkartoffel Laibchen, jede Woche entdecke ich neue wundervolle glutenfreie Rezepte.

3| Dich auf meine Reisen mitnehmen

6 Monate sind vergangen, seitdem ich ein offizieller Zöli bin. Bereits ein paar Tage nach der Diagnose habe ich nach glutenfreien Restaurants in Mexico, Toronto, Singapur, Lissabon, Neapel und vielen anderen Städten gesucht und wenig gefunden. Mit Google Translate suchte ich dann in der lokalen Sprache und siehe da: Es gibt ja doch einiges. Um euch dieses mühsame, auf 20 Webseiten, in 5 Ernährungsforen, in 10 Facebook Gruppen auf drei verschiedene Sprachen, zu suchen zu ersparen, schreibe ich diesen Blog und nehme euch mit auf meiner Reise rund um die Welt – aber ohne Gluten!

Inzwischen habe ich gemerkt, dass es auch positive Aspekte an der Diagnose Zöliakie gibt.

Die ersten 6 Monate sind geschafft.

Inklusive aller Höhe- und Tiefpunkte! Doch ich bin zuversichtlich, dass meine Zöliakie und ich auch in Zukunft gut miteinander auskommen werden. Auf jennimarieni.at werde ich weiterhin über meine Reisen, Rezepte, Produkttests und auch Herausforderungen berichten.

Stehst du auch noch ganz am Anfang deiner Diagnose? Zwei Jahre später lebe ich ein glückliches Leben, voller Genuss und Reisen trotz und mit Zöliakie. Hier kannst du meine 7 erste Schritte nach der Diagnose Zöliakie nachlesen.

Wie waren deine ersten 6 Monate nach der Diagnose Zöliakie?

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.