Hallo Ann, kannst du dich und deinen Blog vorstellen?
Seit fünf Jahren wächst die Idee des Blogs in meinem Kopf und erst Anfang 2019, nachdem mir alle Ausreden ausgegangen sind ;), habe ich meinen Herzenswunsch endlich bei den Hörnern gepackt und angefangen.
Eigentlich bin ich ein sehr positiver und pragmatischer Typ. Ich rede nicht lang, sondern hüpf einfach ins kalte Wasser. Aber da mir der Blog, auf dem ich meine beiden Leidenschaften, Illustration und Kochen/ Backen verbinde, so wichtig ist, hatte ich Angst, dass meine Ideen und Rezepte nicht gut aufgenommen werden.
Was, ein Glück, nicht der Fall ist. Ich bekomme viel positives Feedback, was mich beflügelt. Die neuen Ideen sprudeln gerade nur so.
Seit wann hast du die Diagnose Zöliakie? Wie geht es dir damit?
Die Tragweite der Diagnose für mein restliches Leben ist mir erst später klar geworden.
Mein Glück war, dass meine Freunde und Familie meiner neuen Situation viel Verständnis entgegengebracht hat. Da lief mein Leben schnell wieder rund.
Da ich auf nichts verzichten wollte, habe ich angefangen, alles zu kochen, was ich früher beim Bäcker oder im Restaurant bekommen habe. Hat natürlich nicht immer gleich geklappt. Da war viel Gebäck dabei, mit dem ich eher jemanden erschlagen hätte können. Aber im Laufe der Zeit, und das habe ich der Zöliakie zu verdanken, bin ich eine leidenschaftliche Köchin geworden.
Was hat sich in deinem Leben durch die Diagnose Zöliakie verändert?
Ich lass mich so wenig wie möglich durch die Zöliakie einschränken. Ich reise weiterhin viel und übernachte jetzt immer in einer Ferienwohnung und nicht im Hotel.
Ich gehe selten außer Haus essen. Da bin ich sehr vorsichtig geworden. Ich habe kurze Zeit in Passau gelebt und musste mehrmals leidlich erfahren, dass viele Küchen die glutenfreie Ernährung eher als Modeerscheinung ansehen und die glutenfreie Zubereitung nicht ernst nehmen. Ich bin froh, dass ich jetzt wieder in Berlin lebe, wo es so ein großes Angebot an komplett glutenfreien Restaurants, Cafés und Bäckereien gibt. Das ist ein erheblicher Gewinn an Lebensqualität für mich.
Mir fällt auf deinem Blog und auf deinem Insta Kanal immer wieder die kreative Umsetzung der Rezeptbilder auf, wie bsp. der Buttermilchkuchen unter Palmen. Wie kam es dazu?
Ich habe nach einem Weg gesucht, mich mit meiner Darstellung der Rezepte hervorzuheben. Mein Medium ist der Zeichenstift. Ich zeichne, seit ich Klein bin. Ich liebe es, Geschichten zu erzählen. Ich schreibe und illustriere auch Kinderbücher.
Mit der positiven Resonanz des getreidefeind Blogs, habe ich mich entschlossen, die Bücher selbst herauszugeben. Die Social Media sind eine große Chance, eigene Projekte zu realisieren, auch wenn man nicht über das berühmte Vitamin B verfügt. Das finde ich inspirierend.
Welchen Tipp kannst du neudiagnostizierten Zölis geben?
Die Zöliakie ist nach der Diagnose ein Teil deines Lebens und es bringt nicht viel, auf die Beschränkungen und negativen Aspekte zu schauen. Das macht nur wütend und traurig. Konzentriere dich auf das Positive, das Neue und Spannende.
Die Zöliakie birgt viele Chancen: bewusste Ernährung, bewusstes Einkaufen und Konsumieren. Positive Herausforderungen beim Kochen und Backen, all das selbst herzustellen, was man gern essen möchte. Ich habe diese Chancen angenommen, schaue nicht zurück und fühle mich sehr wohl damit.