Interview-Serie: Ein Blick in die Vergangenheit – So war das Leben mit Zöliakie früher. Teil 3

Wie war das Leben mit Zöliakie früher? Welche Auswahl gab es im Supermarkt und im Restaurant? In dieser Interview-Serie erzählen mir langjährige Zölis von ihrer Diagnose, wie es sich früher als Zöli gelebt hat und was sich seitdem verändert hat.

Das ist Teil 3 der Interview-Serie „Ein Blick in die Vergangenheit: Wie war das Leben als mit Zöliakie früher & was hat sich verändert?“.

Das sind alle Interviews der Serie:

Teil 1: Corinna – vom Bauchwehkind zur Diagnose Zöliakie.

Teil 2: Evelyn – „Ich bekam die Diagnose mit 8 Monaten“.

1 Hallo Brigitta, stell dich gerne vor.

Mein Name ist Brigitta, ich wohne seit 2008 mit meinem Mann in Wien und bin 64 Jahre jung 😉

2 Seit wann hast du die Diagnose Zöliakie?

Ich habe seit 2003 die Diagnose Zöliakie, bin aber sicher , dass ich sie schon als kleines Mädchen hatte. Meine Statur war immer eher klein und zart. In meiner Erinnerung hatte ich damals so Anfang 1960 immer wieder Eisenmangel.

3 Wie war dein Weg zur Diagnose damals?

Im Jahre 2003 wurde ich zur Osteoporose Untersuchung ins KH geschickt, da kamen Werte zutage, die ich in meinem Alter (damals war ich 48 Jahre) nicht haben dürfte.

Ich hatte damals 44 kg und es ging mir körperlich und seelisch nicht gut. Meine damalige Hausärztin (eine junge und engagierte Allgemeinmedizinerin) schickte mich daraufhin zur Lactoseintoleranz Untersuchung und nahm mir Blut ab zur Abklärung einer möglichen Zöliakie. Leider bestätigten sich beide Vermutungen. Marsh 3 b , fast keine Darmzotten mehr.

Meine beiden erwachsenen Töchter wurden auch getestet mit negativem Ergebnis(2003). 2016 allerdings bei meiner jüngsten lt. Gentest: positiv.

Von Zölis. Für Zölis.

4 Wie ging es dir damals? Wie war das glutenfreie Angebot im Supermarkt, im Restaurant? Wie war das Wissen über Zöliakie?

Zuerst einmal war es für mich sehr schwierig mit dieser Diagnose umzugehen. Meine Gedanken : „ nie mehr Brot, Gebäck, Nudeln, Knödeln, Mehlspeisen….nie mehr in ein Geschäft gehen und ein Käsesemmerl oder Kornweckerl mit Schinken kaufen…“

Ich lebte damals in einem kleinen Ort am Land, da hab’s einmal gar nichts zu kaufen. In der nächsten Stadt 2 Geschäfte wo es Reisbrot gab…..es schmeckte grauslich…aber es gab sonst nichts glutenfreies..😳

Außerdem vertrug ich fast nichts mehr, Kartoffelpüree, weiche Eier, Bananen, Apfelkompott, Reis, das brachte mich wieder einigermaßen auf die Beine.
Die Arbeitsgemeinschaft für Zöliakie half mir sehr, mit ihren Broschüren.
Meine Mutter kaufte mir einen Brotbackautomaten und bei der Bäckerei Grimm in Wien gab es fertige Brotbackmischungen. Es schmeckte herrlich (ich hab’s mir mit der Post schicken lassen).

Eine enorme Herausforderung, das Leben ohne Gluten zu bestreiten waren die Urlaube im Ausland und die Schiurlaube. Die Urlaube gestalteten sich sehr mühselig, da die Gasthäuser und Restaurants damals mit glutenfreiem nichts anzufangen wussten.

Manchmal ernährte ich mich nur von mitgebrachten Reiswafferln, Salat, Kartoffeln, Reis und gegrilltem Fleisch oder Fisch, oder nur Obst.

Gott sei Dank kamen so nach und nach glutenfreie und lactosefreie Produkte in die Supermarktregale und Naturkostläden, wobei man noch erwähnen muss , wie teuer glutenfreie Produkte waren und leider noch immer sind.

5 Wie geht es dir heute mit der Zöliakie? Was hat sich verändert seitdem du damals die Diagnose bekommen hast?

Heute gibts in jedem Geschäft eine Vielfalt an glutenfreien und köstlich schmeckenden Produkten, die wir Zölis unbedenklich und mit ruhigem Gewissen essen können.

Auch die Allergen Kennzeichnung in den Speisekarten hilft uns sehr bei unserer Auswahl. Die guten Restaurants haben gut geschultes Personal, die uns eventuell Fragen bgzl. Gluten gerne beantworten.

 Ich lebe sehr gut, mit dem vielfältigen Angebot, ob frisch , tiefgefroren oder selbstgebackenem. Ich koche für mich und meinem Mann glutenfrei, gehe ins Restaurant, wann immer ich Lust habe. Fahre auf Urlaub, wobei ich schon meine Stammhotels habe und es geht mir nichts ab im Leben.

Man kann fast alle Rezepte in glutenfrei umwandeln, ich experimentiere sehr gern und backe mein Brot selber.

….und auf eines bin ich besonders stolz: ich habe in all den 17 Jahren NIEMALS wissentlich etwas glutenhaltiges gegessen !!!

Liebe Brigitta, vielen Dank für das schöne Interview und den Einblick in dein Leben mit Zöliakie. Ich finde es schön, wie positiv du heute mit der Diagnose umgehst!

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.