12 blöde Kommentare seit der Diagnose Zöliakie und was ich gerne darauf antworten würde

Wer kennt das nicht? Du bist eingeladen, sitzt gemütlich am Tisch und hast entweder dein eigenes Essen dabei oder klärst mit dem Kellner ab was möglich ist, als schon die ersten äußerst hilfreichen Kommentaren von deinen Mitessern auf dich einprasseln. Das bisschen Mehl schadet ja wohl nicht.Sei nicht so pingelig.Ich esse das auch immer und habe keine Probleme„.

Wenn diese Sprüche von Bekannten oder Fremden kommen, lässt es sich damit ja noch ganz gut umgehen. Höre ich allerdings immer wieder dieselben Fragen und Kommentare von Freund:innen, oder gar von Familienmitgliedern, könnt ich doch glatt manchmal die Nerven verlieren. Hier meine Top 12 blöden Kommentare, die ich seit der Diagnose Zöliakie bekommen habe und was ich gerne antworten würde, aber in Wirklichkeit antworte. 

Die Top 12 blöden Kommentare seit meiner Zöliakie Diagnose

Achtung: Nicht ganz Ernst nehmen! Im Großen und Ganzen werde ich von meinem engerem Umfeld wunderbar unterstützt und mit meiner Diagnose Ernst genommen. Ich weiß auch, dass viele Fragen aus reiner Unwissenheit entstehen und nicht böse gemeint sind. 

Platz 12: „Diese ganzen Ersatzprodukte sind doch viel ungesünder.“ 

Was ich manchmal gerne antworten würde:
„Du hast wie immer Recht. Ich esse einfach gar nichts mehr. Das ist am gesündesten“

Was ich wirklich antworte:
„Fakt ist, dass in vielen glutenfreien Ersatzprodukten mehr Stärke enthalten ist. Auch verträgt nicht jeder größere Mengen an Mais(-mehl). Das glutenfreie Ersatzprodukte grundsätzlich ungesünder sind denke ich allerdings nicht.“

Platz 11: „Ach stell dich nicht so an. Ein bisschen Gluten wird dir schon nicht schaden. / Jetzt übertreib‘ nicht so!“

Was ich manchmal gerne antworten würde:
„Stimmt. Ich übertreibe ja einfach so gerne und möchte immer im Mittelpunkt stehen. Außerdem mache ich mir gern mein eigenes Leben schwieriger in dem ich auf so lächerliche Sachen wie Kontamination achte. Vielen Dank, dass du mich über meine Erkrankung aufgeklärt hast!“

Was ich wirklich antworte:
„Auch wenn es übertrieben klingt: Doch auch das bisschen Gluten schadet mir und meiner Gesundheit – leider! Wenn ich nicht selbst Zöliakie hätte, würde ich es wahrscheinlich auch nicht glauben, wie penibel ich da auf kleinste Menge von Gluten achten muss. Bereits ein Brösel Brot führt zu einer Schädigung meines Darms. Ein erhöhtes Krebsrisiko ist nur eine der möglichen Folgen davon. Das willst du doch nicht?“

Platz 10: „Jeder hat ab und an mal Bauchschmerzen. Das ist doch normal.“

Was ich manchmal gerne antworten würde:
„Ach ja? Ich hab gar nicht bekommen, dass du Medizin studiert hast!“

Was ich wirklich antworte:
„Bei mir ist es leider mehr als ab und an Bauchschmerzen zu haben. Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Damit ist nicht zu spaßen. Wenn ich Gluten esse, wird mein Darm geschädigt und ich kann keine Nährstoffe mehr aufnehmen. Bauchschmerzen sind da noch das geringste Übel. Ein erhöhtes Krebsrisiko ist nur eine der Folgen, wenn ich etwas glutenhaltiges essen würde. Das ist dann leider nicht mehr normal.“

Auch eine Frage, die ich immer wieder höre. Platz 09: „Und wann geht das wieder weg?“

Was ich manchmal gerne antworten würde:
„Wenn ich es mir ganz fest wünsche.“

Was ich wirklich antworte:
„Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Das geht leider nie wieder weg. Eine lebenslange, strikte glutenfreie Ernährung ist die einzige Möglichkeit gesund zu bleiben. Auch wenn sich die Blutwerte und der Darm erholen, muss weiterhin glutenfrei gegessen werden.“

Platz 08: „Kannst du nicht einmal eine Ausnahme von deiner Diät machen?“

Was ich manchmal gerne antworten würde:
„Ahhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!“

Was ich wirklich antworte:
„Ahhhhhhhhhhhhhhhh!!! Zöliakie ist keine Diät! Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Nein, da kann ich keine Ausnahme machen. Jede Ausnahme würde mir und meinem Körper schaden. Da gibt es einfach keine Ausnahmen.“

Platz 07: „Das bildest du dir doch nur ein.“

Was ich manchmal gerne antworten würde: 
„Das stimmt. Ich bilde mir ja gerne Krankheiten ein. Das Leben wär‘ ja sonst zu schön. Da erfinde ich einfach schnell eine Autoimmunerkrankung. Du hast mich einfach durchschaut!“

Was ich wirklich antworte:
„Mein Blutbefund und meine Magenspiegelung hab ich mir auch nur eingebildet? Ich bringe dir gerne das nächste Mal meine Befunde mit und meine Zöliakie Mappe mit ganz vielen Infos. Da kannst du dich dann informieren, was ich mir einbilde.“

Okay, der Kommentar ist wahrscheinlich gar nicht bös‘ gemeint und das Thema Kontamination ist als Nicht-Zöli nicht leicht zu verstehen. Trotzdem.

Platz 06: „Iss einfach den oberen Teil vom Kuchen/vom Brot/der Pizza (?!).“

Was ich manchmal gerne antworten würde: 
„Nööö.“ (Manchmal sind mir Erklärungen einfach zu blöd.)

Was ich wirklich antworte:
„Das geht leider nicht. Denn auch, wenn der obere Teil eigentlich glutenfrei wäre, ist er durch das gemeinsame Backen bzw. durch das in Berührung kommen mit Gluten nicht mehr wirklich glutenfrei. Ich darf das leider nicht essen. Das klingt vielleicht übertrieben, aber die Autoimmunerkrankung Zöliakie lässt sich da nicht auf die leichte Schulter nehmen. Selbst kleinste Mengen würden mir schaden – kurz- und langfristig.“

Platz 05: „Da gibt’s doch Tabletten dafür. Laktra..irgendwas.“

Was ich manchmal gerne antworten würde: 
„Was wirklich??? Jetzt hab ich schon jahrelang meine Zöliakie. Aber von den Tabletten hab ich ja noch gar nichts gehört. Super, dass du dich da so gut auskennst!“

Was ich wirklich antworte:
„Die Tabletten gibt es. Ja. Die sind allerdings gegen Laktose. Für meine Laktoseintoleranz sind die super, da kann ich auch mal ein Eis essen. Bei meiner Zöliakie helfen die allerdings nicht. Mit dem heutigen Stand der Wissenschaft gibt es keine Medikamente gegen Zöliakie.“

Platz 04: „Das bisschen Mehl merkst du doch gar nicht!“

Was ich manchmal gerne antworten würde:
„Du würdest es wahrscheinlich anfangs auch nicht merken, wenn ich dir jeden Tag ein bisschen Arsen in dein Essen mischen würde. Fatal ist das dennoch.“

Was ich wirklich antworte:
„Da hast du sogar Recht. Ich habe eine „stille Zöliakie„, dadurch würde ich es wirklich nicht sofort merken, wenn etwas Mehl im Essen wäre. Einzig durch eine regelmäßige Blutuntersuchung würde ich erhöhte Werte feststellen und durch eine mögliche fatale Folgeerkrankung durch unbewusste Mehl- bzw. Glutenaufnahme. Das kannst du so sehen, als ob ich jeden Tag minimale Mengen Gift essen würde. Am ersten Tag würde ich noch gar nichts merken. Am zweiten wahrscheinlich auch nicht. Vielleicht auch nicht nach einer Woche oder einem Monat. Danach starten allerdings die (fatalen) Spätfolgen und plötzlich würde es mir sehr schlecht gehen. Das willst du doch nicht?“

Platz 03: „Was passiert denn, wenn du trotzdem Gluten isst?“

Was ich manchmal gerne antworten würde:
„Um Gottes Willen. Dann falle ich hier und jetzt tot um!!!“

Was ich wirklich antworte: 
Was ich wirklich antworte: „Wenn ich trotz Zöliakie Gluten essen würde, hätte ich nicht nur ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko, zahlreiche Mangelzustände, eine Reihe Folgeerkrankungen, sondern wahrscheinlich würde es mir so richtig schlecht gehen. All das für ein Stück Kuchen? Danke, nein. Du verstehst sicher, dass ich da lieber auf Gluten verzichte. Meiner Gesundheit zuliebe.“ Hier kannst du von meinem ersten und einzigen Glutenunfall lesen.

Auch eine Frage, die ich über alles liebe und immer wieder gestellt bekomme.

Platz 02: „Was kannst du denn überhaupt noch essen?“

Was ich manchmal gerne antworten würde: 
„Luft und Sonne reichen mir eigentlich. Essen wird sowieso überbewertet.“

Was ich wirklich antworte: 
„Ach das geht eigentlich ganz gut. Viele Lebensmittel, vor allem Obst und Gemüse sind von Natur aus glutenfrei. Inzwischen gibt es auch ein großes Angebot an glutenfreien Ersatzprodukten, wie Pasta und Pizza. Am liebsten esse ich übrigens die glutenfreien Muffins von der Marke xy [beliebig einsetzen], die kannst du mir gerne mal mitbringen.“

Und der allerbeste Kommentar, den jeder Zöli wahnsinnig gerne hört.

Platz 01: „Also ich könnte das ja nicht.“

Was ich manchmal gerne antworten würde: 
„Schön für dich. Vielen Dank fürs Mut machen!“

Was ich wirklich antworte:
„Es braucht schon etwas Willenskraft, Durchhaltevermögen und positive Einstellung um die Diagnose Zöliakie zu verarbeiten und ein neues glutenfreies Leben zu starten. Ja, es ändert sich viel mit der Diagnose. Es ist aber durchaus machbar. Als Zöli habe ich aber auch keine andere Wahl.“

Manchmal bin ich die blöden Fragen und Kommentare einfach leid. Besonders in den ersten Monaten nach meiner Diagnose haben mich diese Fragen manchmal wirklich getroffen. Inzwischen sehe ich das lockerer. Im Großen und Ganzen werde ich von meinem engerem Umfeld wunderbar unterstützt und mit meiner Diagnose Ernst genommen. Ich weiß auch, dass viele Fragen aus reiner Unwissenheit entstehen und nicht böse gemeint sind. smile Manchmal würde ich allerdings wirklich gerne eine andere Antwort geben.

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.