Was ist ein Nima Gluten Sensor? Und kann man das essen?

Scrolle ich durch meinen Instagram Feed sehe ich da nicht nur – Überraschung – viele Fotos von Essen, sondern auch einige Fotos mit einem kleinen schwarzen Gerät. Schnell bin ich neugierig geworden. Was hat es mit dem kleinen Gerät, meist mit einem leuchtendem Smiley Gesicht oben, auf sich? Bald war klar. Das ist ein Nima Gluten Sensor.Nima Gluten Sensor

Was ist ein Nima Gluten Sensor?

Der Nima Gluten Sensor ist ein kleines tragbares Gerät, das Essensproben auf Gluten testet. Eins vorweg: Ich hab bis vor ein paar Tagen auch noch nichts über den Nima Gluten Sensor gewusst. Alle folgenden Informationen sind von mir sorgfältig recherchiert, aber keine eigenen Erfahrungen!

So funktioniert der Sensor

Ein Nima Gluten Sensor besteht aus drei Teilen.

  1. Der Sensor (das ist das schwarze Ding!),
  2. den Testkapseln (dort gibst du eine Probe des zu testendes Essen hinein) und
  3. eine App.

Nima Gluten SensorNachdem du also eine Probe deines Essens in die Testkapsel und diese Testkapsel dann in den Sensor geschoben hast, beginnt der Nima Sensor zu analysieren. Nur 5 Minuten später wird dir dann dein Ergebnis mitgeteilt. Entweder

  • Ein lachender Smiley (<20 ppm)
  • Eine Ähre und der Text „Gluten Found“, oder
  • „No Test Result“

So einfach funktioniert das. Ich bin etwas skeptisch. Laut der Webseite vom Nima Sensor erkennen speziell entwickelte Antikörper ob Gluten enthalten ist, bindet dieses gegebenenfalls und zeigt dir dann an ob die Probe glutenfrei ist, oder eben nicht. Kontamination ist DAS Problem für uns Zölis. Wäre es nicht wundervoll ein Gerät zu besitzen, dass uns sagt ob etwas kontaminiert ist?

Das klingt doch zu schön um wahr zu sein!

Ist es auch. Der Nima Gluten Sensor hat, laut eigenen Angaben, eine Genauigkeit von 99,5 Prozent! Klingt gut? Nein. Bei Zöliakie absolut nicht. Wir Zölis brauchen eine 100% Sicherheit ob etwas glutenfrei ist. Allerdings: Haben wir die je beim auswärts Essen gehen, außer in 100% glutenfreien Restaurants?

Ich stelle mir folgendes Szenario vor. Ich bestelle in einem Restaurant ein vermeintlich glutenfreies Gericht und teste es mit dem Nima Gluten Sensor.

Möglichkeit 1| Das Essen ist kontaminiert.

Der Nima Gluten Sensor zeigt „Gluten Found“ an.
Ich esse es nicht. –> Alles gut! Ob ich das Gericht dann trotzdem zahlen muss?

Möglichkeit 2| Das Essen ist kontaminiert.

Der Nima Gluten Sensor zeigt fälschlicherweise „Gluten Free“ an.
Ich esse es. –> Glutenunfall. Der wäre allerdings auch ohne den Nima Test passiert.

Möglichkeit 3| Das Essen ist glutenfrei.

Der Nima Gluten Sensor zeigt „Gluten Free“.
Ich esse es. –> Alles gut!

Möglichkeit 4| Das Essen ist glutenfrei.

Der Nima Gluten Sensor zeigt fälschlicherweise „Gluten Found“ an.
Ich esse es nicht. Welche Folgen hätte ein falsches „Gluten Found“ für das Restaurant?

Der Haken daran?

Prinzipiell wirkt das Gerät also nützlich. Der große Haken? Getestet wird nur ein etwa erbsengroßer Teil des Essens. Selbst wenn dieser Teil glutenfrei ist, bedeutet das nicht, dass die andere Seite von deinem Burger, deinem Curry, deiner Pizza oder deines Muffins nicht kontaminiert ist. Die getestete Probe ist also nicht repräsentativ. Das ist auch der entscheidende Punkt! Eine vermeintliche Kontamination kann somit nicht sicher festgestellt werden.

Ein Szenario, bei dem der Nima nützlich wäre: Ich bestelle im Restaurant Spaghetti Carbonara, in der Küche passiert ein Fehler und ich bekomme versehentlich glutenhaltige statt glutenfreie Nudeln. Mit bloßem Auge erkenne ich das nicht unbedingt. Der Nima Sensor würde das Gluten allerdings (in 99.5% der Fällen) erkennen. Aber wie oft passiert das?

Der Nima funktioniert auch nicht bei allen Speisen. Laut Webseite können Alkohol, Sojasauce und Essig nicht getestet werden. Sojasauce findet sich in vielen (asiatischen) Speisen, die fallen somit ebenfalls weg.

Wer steckt dahinter?

Der Nima Gluten Sensor stammt vom gleichnamigen Unternehmen Nima (früher 6SensorLabs) aus den USA. Dort sind auch die meisten Kunden von dem Testgerät. Preislich liegt das Gerät bei 289 US Dollar in den USA. Zusätzlich brauchst du die, je nur einmal verwendbaren, Kapseln: 12 Stück kommen auf 72 US Dollar. Update: Im Juni 2020 wurde der Nima Sensor und die Marke dahinter an das Unternehmen  „Medline“ verkauft. Momentan ist unklar, ob der Vertrieb von Nima fortgesetzt wird.

Meine Gedanken zum Nima Gluten Sensor

Ich finde es positiv, dass es immer mehr Ansätze gibt das Leben mit Zöliakie zu vereinfachen.  Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass der Nima Gluten Sensor bei einer Zöliakie zu wenige Vorteile bringt und wenig praktikabel ist. Was auf den ersten Blick wie eine tolle Innovation für Zölis ausschaut, entpuppt sich für mich zwar als eine interessante Idee, als zöli-sicher empfinde ich den Nima Sensor allerdings (noch?) nicht. Vielleicht wird das Testgerät oder die Methodik dahinter ja noch verbessert. Spannend ist es allemal. Weiterführende Informationen zum Nima Gluten Sensor gibt es auf Englisch:

  • Kritik am Nima Sensor und der Methodik hinter dem Gerät gibt es auf der Seite von GlutenFreeWatchdog.org,
  • bei BeyondCeliac werden die Vor- und Nachteile sowie Limitierungen aufgezeigt und
  • auf der offiziellen Webseite von Nima findest du ebenfalls viele Informationen.

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.