#FridayFacts: 6 Gründe, warum du nicht ohne Diagnose glutenfrei essen solltest

 „Iss doch mal glutenfrei und schau, ob deine Beschwerden dadurch besser werden!“

– ein oft gut gemeinter Rat in vielen Gesprächen, Facebook-Gruppen und Foren. Gut gemeint ist allerdings auch nicht immer wirklich gut. In den heutigen #FridayFacts liste ich dir 6 Gründe, warum du bei Beschwerden nicht einfach probieren solltest glutenfrei zu essen, sondern eine gesicherte Diagnose wichtig ist. Dir und deiner langfristigen Gesundheit zuliebe.

1| Du weißt nicht sicher, ob es wirklich am Gluten liegt.

Oft fällt mir auf, dass Betroffene, die glutenfrei ausprobieren, einfach eine Zeit lang kein Brot und keine Nudeln essen. Stattdessen wird mehr Obst und Gemüse in den Speiseplan integriert. Die Beschwerden lassen dann tatsächlich oft nach. Aber liegts dann wirklich am Gluten? Es könnte auch einfach an der gesünderen Ernährung liegen. Oder am Weizen. Oder an tausend anderen Dingen. 

2| Es macht einen riesigen Unterschied, ob du Zöliakie, eine Glutensensitivität oder eine Weizenallergie hast.

Wenn du dezidiert nur Gluten weglässt und dich besser fühlst, dann kann es an einer Zöliakie, einer Glutensensitivität oder eventuell auch an einer Weizenallergie liegen. Das sind drei sehr unterschiedliche Erkrankungen, auch wenn die Symptome sich ähneln.

Eine Zöliakie besteht lebenslang und ist eine Autoimmunerkrankung. Schon kleinste Mengen Gluten schaden deinem Körper. Bei Zöliakie ist es beispielsweise notwendig, dass du deinen eigenen Toaster verwendest. Der normale Toaster ist verunreinigt durch kleine Spuren vom glutenhaltigen Brot. Klingt übertrieben? Bei Zöliakie ist das leider notwendig. Auch wenn du gar nicht merklich auf kleine Spuren reagierst, dein Darm wird trotzdem geschädigt, wodurch Folgeerkrankungen entstehen können. 

Eine Glutensensitivität hingegen verursacht zwar Beschwerden, hat aber keine Auswirkungen auf deine Darmzotten. Auch auf Kontamination muss nicht geachtet werden. Es gilt die eigene Toleranzgrenze zu testen. Als Zöliakie Betroffene kann ich dir nur sagen: Es macht einen riiiieesigen Unterschied, ob du auf Kontamination achten musst oder nicht!

Eine Weizenallergie ist wiederum eine Allergie und ebenfalls anders zu behandeln. Es macht einen deutlichen Unterschied, welche glutenassozierte Erkrankung dich plagt!

Lesetipp: Zöliakie, Glutensensitivität oder Weizenallergie? Was ist der Unterschied?

Zöliakie, Weizenallergie oder Glutensensitivität

3| Es ist wichtig die Diagnose schwarz auf weiß zu haben. 

Warum? Für die eigene Psyche. Ich hab die ersten Monate nach meiner Diagnose sehr mit dem glutenfreien Leben gehadert, ich wollte die Zöliakie Diagnose nicht wahrhaben, nicht glauben, dass ich jetzt wirklich eine so ernste Autoimmunerkrankung habe. 

Erst als mir ein zweiter Facharzt bestätigt hat, dass meine Zöliakie eindeutig ist, hab ich es akzeptiert. Ohne gesicherte Diagnose wäre ich vielleicht schwach geworden und hätte doch ab und zu ein Stück Pizza, Croissant oder Kebab gegessen. Mit der Bestätigung der Diagnose und nachdem ich mich über die gravierenden Langzeitfolgen von einer nicht eingehaltenen glutenfreien Ernährung bei Zöliakie informiert habe, war klar: Ich esse mein Leben lang glutenfrei. Für mich. Für meine Gesundheit.

4| Eine offizielle Diagnose kann auch finanzielle Vorteile mit sich bringen.  

Die Kosten der glutenfreien Ernährung sind bei Zöliakie – unter gewissen Voraussetzungen – steuerlich absetzbar. Allerdings nur mit einer offiziellen Diagnose. Je nach Land und Region gibt es auch Vorteile im Berufsleben oder bei Arbeitslosigkeit. Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung und wird deswegen in Österreich in der Regel mit 20 % Behinderung eingestuft. Auch das kann ein Vorteil sein.

5| Isst du einmal glutenfrei, dann ist eine richtige Diagnose nur schwer zu stellen.

Leider raten auch immer wieder Ärzte die glutenfreie Ernährung einfach mal zu probieren. Das Blöde daran? Isst du einmal glutenfrei, dann ist eine gesicherte Diagnose nur noch schwer zu stellen.

Eine Zöliakie wird mittels Blutabnahme und Dünndarmbiopsie diagnostiziert. Isst du allerdings davor glutenfrei, dann ist die Zöliakie im Blut und im Darm womöglich gar nicht mehr nachweisbar. Für eine gesicherte Zöliakie Diagnose muss mindestens 12 Wochen vor der Untersuchung glutenhaltig gegessen werden und zwar mehrere Scheiben Brot, Pasta oder Müsli pro Tag. Das nennt sich Glutenbelastung. Erst dann ist die Zöliakie nachweisbar.

Ich habe ein glutenhaltiges Gericht bestellt

Für Betroffene mit starken Beschwerden ist das eine große Hürde. Wenn deine jahrelangen Symptome durch die glutenfreie Umstellung weggegangen sind, dann ist es eine Herausforderung wieder 12 Wochen auf glutenhaltige Ernährung umzustellen, oft verbunden mit Schmerzen und starken Beschwerden. Das kann ich gut verstehen und ist wohl der häufigste Grund die Diagnose nicht mehr nachzuholen.

6| Bei einer Zöliakie könnte auch deine Familie betroffen sein. 

Eine Zöliakie wird oft vererbt und tritt gehäuft in der Familie auf. Meine Diagnose wurde nur gestellt, da es in meiner Familie auch einen Zöli gibt! Im Rahmen eines Familienscreening habe ich dann von meiner Zöliakie erfahren. Ansonsten hätte ich mich wohl nie testen lassen. 

Hätte also mein Familien-Zöli nicht eine richtige Zöliakie Diagnose bekommen, dann hätte ich von meiner Zöliakie wiederum auch nie erfahren. Ich will gar nicht wissen, wie es mir dann jetzt gesundheitlich gehen würde. 

Wenn du dich also um eine gesicherte Zöliakie Diagnose kümmerst, dann tust du nicht nur dir etwas Gutes, sondern womöglich auch der Gesundheit deiner Kinder, Geschwister oder Eltern – auch wenn sie keine Symptome haben. Denn es gibt auch die stille Zöliakie!

Zusammenfassung

Hast du die Vermutung Zöliakie zu haben? Dann iss bitte unbedingt weiterhin glutenhaltig. Vereinbare einen Termin mit einem Gastroentologen. Frage am besten gleich direkt, ob er/sie sich gut mit Zöliakie auskennt! Lass zuerst abklären, ob es eine Zöliakie, eine Glutensensitivität oder eine Weizenallergie ist und stelle erst dann auf glutenfrei um. Deiner Gesundheit zuliebe. Und wenn du keine der drei Erkrankungen hast? Glückwunsch! Dann kannst du immer noch glutenfrei essen, wenn du dich dadurch besser fühlst. 

Das war ein Beitrag zu meiner #FridayFacts Serie. Immer wieder freitags beantworte ich deine Fragen rund um die Diagnose, das Leben mit Zöliakie und das sichere glutenfreie Einkaufen. Wie gefällt dir die neue #FridayFacts Serie?

Hast du auch eine Frage für die #FridayFacts?

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.