Mit Zöliakie in einem normalen Restaurant essen? – Meine 4 +1 Schritte

Heute ist wieder so ein Tag. Wir gehen mit der ganzen Abteilung in der Arbeit Mittagessen. Meine Kollegen überlegen, ob sie das Putenschnitzel oder die Gemüsepfanne nehmen. Ich grüble währenddessen seit Tagen, wie ich diesen Restaurantbesuch mit meiner Zöliakie meistern kann.

Meistens esse ich in  100% glutenfreien Restaurants oder in Restaurants, die sich speziell mit Zöliakie auskennen. In Wien habe ich da unglaubliches Glück mit den vielen tollen glutenfreien Lokalen. Ganz entspannt jedes Gericht aus der Speisekarte wählen zu können, ohne Gedanken an Kontamination zu verschwenden, ist einfach ein wunderbares Gefühl. Manchmal lässt sich ein normaler Restaurantbesuch durch Einladungen oder Treffen von Freunden und Familie allerdings nur schwer vermeiden. So auch diese Woche.

Mit diesen 4 Schritten plane ich einen Restaurantbesuch in neuen Lokalen.

1| Recherche!

Der erste Schritt bei einem Restaurantbesuch, das nicht dezidiert glutenfrei ist: Recherche!

Gibt es online eine Speisekarte? Findest du auf der Webseite oder Speisekarte einen Hinweis auf glutenfreie Speisen? Sind die Allergene auf der Speisekarte vermerkt? Gibt es ein (voraussichtliches) glutenfreies Gericht? All das recherchier ich als erstes.

In meinen Fall gibt es es eine Online Speisekarte. Die Speisekarte auf der Webseite des ausgewählten Restaurants gibt allerdings für das Abteilungsessen wenig her. Die Allergene sind online nicht angegeben und es findet sich kein Hinweis auf glutenfrei oder ein generelles Allergenmanagement. Es gibt jedoch Gerichte, die vermutlich von Natur aus glutenfrei sind. Ich suche mir schon mal ein Gericht aus. In diesem Fall ist es ein Salat mit Spargel. Dieses Gericht könnte von Natur aus glutenfrei sein – trotzdem checke ich das natürlich nochmal ab.

2| Anrufen!

Zweiter Schritt: Anrufen! Ich frage immer erst, ob sie auch etwas glutenfreies kochen.

Die Dame am Telefon ist wirklich nett. Mehrmals wird mir versichert, dass sie auch glutenfrei für mich kochen können.

3| Aufklären!

Dritter Schritt: Aufklärung!

Ich freue mich, dass das Restaurant bereit ist glutenfrei zu kochen. Es folgt der schwierigste Schritt. Die Aufklärung über Kontamination und warum glutenfrei nicht automatisch Zöliakie-geeignet bedeutet.

Mit dem Trend des glutenfreien Essens bieten viele Restaurants gf Optionen an. Nicht immer ist da auch für uns geeignet. Oft frage ich ganz direkt, ob die Person weiß was Zöliakie bedeutet. Bekomme ich eine vage Antwort oder nur unwissendes Schweigen, erkläre ich warum es geht und worauf beim Kochen für Zöliakie geachtet werden muss.

Die Dame am Telefon ist immer noch sehr freundlich. Mir kommen allerdings Zweifel. Zu oft wird mir versichert „a geh, das geht scho“des mach ma scho“.

Irgendwie hab ich das Gefühl – trotz aller Freundlichkeit- nicht ernst genommen zu werden. Kein schönes Gefühl und gleichzeitig kann ich die Dame verstehen. Vor meiner Zöliakie Diagnose hatte ich ja auch keinen blassen Schimmer wie kritisch es ist auf Kontamination zu achten.

Meine Überlegungen:

  1. Einfach nichts essen?
  2. Salat geht immer? #bösecroutons
  3. Alles noch 10 mal erklären und hoffen, dass alles gut geht in der Küche?

Was macht ihr in so einer Situation? Darauf vertrauen, dass alles klappt? Salat essen, weil da das Kontaminationsrisiko, abgesehen von Croutons und Brot gering ist? Oder einfach gar nichts essen?

Auswärts Essen gehen

4| Nachfragen, nachfragen, nachfragen!

Hätte ich ein besseres Gefühl beim Telefonat gehabt, hätte ich im Restaurant auch noch mit dem Koch gesprochen und mir – wenn möglich – die Küche angesehen. Auch eher unbekanntere Kontaminationsrisiken, wie Champignons, die mit Mehl gewaschen oder Spargel der mit Brot gekocht wird, hätte ich abgeklärt. Beim Mittagessen mit 10 Arbeitskollegen in einem vollen Restaurant zur Mittagszeit, habe ich das mir, meinen Kollegen und dem Koch erspart.

Ich habe mein eigenes Essen mitgebracht und vorher noch angerufen und gefragt, ob sie das in der Küche für mich aufwärmen. Das war dann okay. Im Restaurant habe ich dann nochmal extra darauf hingewiesen, bitte einen frischen Schöpfer fürs Anrichten zu verwenden und nicht nachzuwürzen oder das Gericht zu „verfeinern“.

5| Bedanken & Teilen

Ich geb’s zu: Ich esse nicht gerne in „normalen“ Restaurants. Lieber vertraue ich auf meine erprobten Klassiker, 100% glutenfreie Restaurants oder auf Lokale, die mir von anderen Zölis empfohlen werden. Natürlich frage ich da auch immer nach.

Der einzige Nachteil daran? Gehen wir Zölis nie in neue Lokale, so wird es nie mehr Aufmerksamkeit und Angebot für uns geben. Erst wenn wir in „normalen“ Restaurants nach glutenfreiem Essen fragen, kann das Restaurant die Nachfrage erkennen und darauf reagieren und als Reaktion vielleicht sogar standardmäßig glutenfreie Gerichte anbieten.

Wichtig finde ich es deswegen auch, ein Restaurant zu loben bzw. sich zu bedanken, wenn das glutenfreie auswärts Essen problemlos geklappt hat. Das kann direkt im Restaurant erfolgen, oder (bei Zölis, die mögliche Symptome erst später merken) telefonisch oder über Online Bewertungsseiten.

Bei letzterem erreicht man auch gleich andere Zölis. Teile deine Erfahrung auch in Facebook-Gruppen, wie zb. in der glutenfreien Urlaubsgruppe „glutenfrei urlaub – glutenfrei reisen – sichere tipps von betroffenen!“ oder auf Tripadvisor, Instagram oder Foren oder du kannst auch hier einen Gastbeitrag schreiben. So profitieren andere Zölis von deinen Erfahrungen und das Restaurant fühlt sich bestätigt, dass ein glutenfreier Bedarf besteht.

Meal Prep

Zusammenfassung: Meine Vorgehensweise beim Restaurantbesuch mit Zöliakie

  1. Recherchieren – Online die Speisekarte und Bewertungen lesen.
  2. Anrufen – Mit etwas Glück kennt sich das Restaurant doch aus!
  3. Aufklären – Über Gluten und Kontamination informieren. Bei mir hilft immer, wenn ich anfange mit „Ich habe die Autoimmunerkrankung Zöliakie, das ist keine, aber ähnlich wie eine Allergie und hat mit dem Trend vom glutenfreien Essen nichts zu tun.“ Am besten mit dem Service Personal und mit dem Koch sprechen!
  4. Nachfragen, nachfragen, nachfragen – Lieber 10-mal nachfragen als einen Glutenunfall ab zu bekommen.
  5. Bedank dich & Teile deine Erfahrungen. Damit hilfst du dem Restaurant und anderen Zölis.

Hast du Zweifel? – Dann verzichte deiner Gesundheit zuliebe auf das Essen!

Ganz wichtig: Trau dich!

Und ganz wichtig: Trau dich! Trau dich zu fragen. Trau dich „nervig“ zu sein. Und trau dich Nein zu sagen.

Mir fällt es an manchen Tagen auch richtig schwer alles zu hinterfragen, zu erklären und ruhig zu bleiben. Besonders wenn ich mit Freunden unterwegs bin und länger mit dem Koch spreche und tausend Fragen stelle, gibt es immer jemanden der die Augen verdreht oder meint, dass ich mich beeilen soll. Da müssen wir Zölis durch. Auch wenn es nicht immer einfach ist. Auch wenn es dir unglaublich unangenehm ist.

Wir wissen es schließlich besser und es geht um unsere Gesundheit, nicht um die Gesundheit von irgendjemand Anderem.

Die Bitte an den Koch der DZG ist für den Anfang eine gute Hilfe – ersetzt aber keinesfalls ein persönliches Gespräch im Restaurant!

Insgesamt ist so ein Restaurantbesuch mit Zöliakie mit ganz schön viel Planung verbunden. Nicht-Zölis können das gar nicht nachvollziehen und denken ja oft, dass ich übertreibe. Kennst du das? Wie machst du das in „normalen“ Restaurants?

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.