6 Ausreden, warum man trotz Zöliakie nicht glutenfrei isst

Der Umstieg auf das glutenfreie Leben ist schwer.

Das Schoko-Croissant vom Bäcker ums Eck ist nicht mehr möglich, Pizza vom Lieferservice geht auch (meistens) nicht mehr und Einladungen bei Freund*innen und Familie sind sowieso eine kleine Herausforderung. Ich glaube genau deswegen ist es auch so schwer die Diagnose zu akzeptieren.

Ich hab mir insgeheim in den ersten Monaten nach meiner Diagnose auch immer wieder gedacht, dass ich ganz sicher keine Zöliakie habe und alles nur ein großer Fehler ist. War aber nicht so. Und auch im Kontakt mit anderen Zölis begegnen mir immer wieder Ausreden, warum man in Wirklichkeit gar keine Zöliakie haben kann und deswegen nicht 100% glutenfrei gegessen wird.

1| „Ich bin viel zu dick, um eine Zöliakie zu haben“

Das höre ich immer wieder. „Zöliakie Betroffene sind immer dürr und mager“ – so der Mythos. Diese Aussage kommt vermutlich daher, dass bei einer unbehandelten Zöliakie oft eine Mangelernährung auftritt. Nicht jede*r ist deswegen allerdings sehr dünn. Fakt ist, sowohl Unter- als auch Übergewicht können ein Symptom der Zöliakie sein. Manche Betroffene nehmen nach der Diagnose sogar ab. Das ist sehr individuell.

2| „Ich hab gar keinen Durchfall“

Durchfall oder Magen- Darmprobleme sind ein Symptom der Zöliakie. Es gibt jedoch Hunderte weitere Symptome, die auf eine Zöliakie hindeuten können. Viele davon sind sehr unspezifisch. Bei Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Apthen oder einer Depression denken die wenigsten an eine Zöliakie als Ursache. Möglich ist es aber. Was ich damit sagen möchte? Nur weil jemand keinen Durchfall hat, ist eine Zöliakie nicht ausgeschlossen. Die Symptome sind vielfältig und es gibt durchaus immer mehr Betroffene ganz ohne Symptome.

3| „Ich vertrage nur keine Nudeln und kein Brot.“

Einzelne Lebensmittel, die nicht gut vertragen werden, werden meist sehr schnell von Betroffenen identifiziert. Bevor aber einfach das Brot und die Nudeln vom Speiseplan gestrichen werden, sollte man sich überlegen und ärztlich abklären, welche Unverträglichkeit, Allergie oder eben auch Autoimmunerkrankung dahinter stecken könnte. Sobald eine Zöliakie diagnostiziert wurde, sind alle glutenhaltigen Lebensmittel nicht mehr geeignet, ganz egal, ob man darauf mit Symptomen reagiert oder nicht.

4| „Mein Zöliakietest aus dem Drogeriemarkt war negativ.“

Leider werden immer mehr „Home-Tests“ im BIPA, DM und Co verkauft. Diese Tests sind definitiv nicht geeignet, um die Zöliakie Diagnose bestimmen zu lassen. Es ist sogar verschwendetes Geld. Denn wäre der Zöliakie Test aus dem Drogeriemarkt positiv, dann müsste man sowieso noch mal beim Hausarzt einen richtigen Bluttest und danach die Dünndarmbiopsie machen. Warum also nicht gleich eine richtige Diagnose anstreben?

Ist der Test für zu Hause negativ? Dann muss das nicht unbedingt richtig sein. Diese Selbsttests sind leider nicht sehr zuverlässig. Hast du den Verdacht Zöliakie zu haben oder möchtest einfach eine Zöliakie wirklich ausschliessen? Dann ist der Hausarzt und/oder Internist die richtige Ansprechperson.

Hast du schon eine richtige Zöliakie Diagnose? Dann ist es ganz normal, dass bei einer Folgeuntersuchung die Darmzotten wieder wachsen und die Antikörper im Blut sinken – genau das ist auch der Sinn der glutenfreien Ernährung. Der Körper erholt sich. Geheilt ist die Zöliakie aber nicht. 

5| „Als Kind hatte ich Sprue, aber das hat sich verwachsen.“

Sprue – so wurde früher die Zöliakie genannt. Da dachte man auch noch, dass eine Zöliakie nur im Kindesalter auftreten kann. Leider hält sich auch noch immer das Gerücht, dass sich eine Zöliakie verwachsen kann und im Erwachsenen Alter verschwindet. Das ist leider nicht so. Einmal Zöliakie. Immer Zöliakie. Mit dem derzeitigen Wissensstand gibt es keine Heilung für die Autoimmunerkrankung. Eine richtig diagnostizierte Zöliakie bleibt ein Leben lang. 

6| „Ich bin einfach nicht stark genug, um zu widerstehen.“

Die Versuchung ist manchmal groß. Nur ein kleines Stück Kuchen? Nur ein Biss vom Donut? Merkt auch keiner. So schlimm kann das doch gar nicht sein? Doch. Jeder Bissen Gluten schadet dir und deiner Gesundheit. Gluten ist für uns Zölis wie Gift. Du würdest dich doch niemals absichtlich vergiften? Eben. Dann mach dir bewusst, wie sehr du deinen Körper damit quälst, wenn du etwas Glutenhaltiges isst. Du bist stark! Du kannst das! Dir und deiner Gesundheit zuliebe!

Die Umstellung auf glutenfrei ist nicht leicht, es ist aber notwendig. Für dich. Für deine Gesundheit und für deine Familie.

Hast du dich in einer der Ausreden wiedergefunden? Oder kennst du jemanden, der/die Zöliakie hat und trotzdem nicht glutenfrei isst?

Der Umstieg auf das glutenfreie Leben ist schwer, das steht fest. Eine glutenfreie Ernährung ist aber für uns Zölis unbedingt notwendig. Um gesund zu werden. Um gesund zu bleiben. Um lange zu leben. Und um Folgeerkrankungen und eine Mangelernährung vorzubeugen. Manchmal zeigen sich die Folgeerkrankungen erst Monate oder Jahre später. Aber sie kommen.

Eine Zöliakie ist nicht „einfach nur ein bisschen Bauchweh“. Eine Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Jeder Bissen Gluten schadet dir und deinem Körper.

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.