So hat sich meine Art zu reisen nach der Diagnose Zöliakie verändert

Sabine vom Blog ferngeweht hat zur Blogparade „Wie hat sich dein Reisestil verändert?“ aufgerufen. Mein erster Gedanke galt meiner Reise nach Portugal Anfang des Jahres. Obwohl ich wusste, dass das glutenfreie Angebot in Portugal sehr gut ist, konnte ich doch nicht anders, als den halben Zöli Haushalt mitzunehmen. Was wenn ich doch nichts zu essen finde? Was wenn der Flug länger dauert oder zwischenlanden muss? Als Zöli bin ich immer vorbereitet.

Mein Reisestil hat sich die letzten Jahre sehr verändert. Zum einem liegt das sicher am fortgeschrittenen Alter. Mit Anfang 30 sehne ich mich doch immer mehr nach dem gemütlichen Appartement, als dem 20-Bett Hostel, erkunde lieber schlendernd die Stadt, als abends Party zu machen und reise generell langsamer und entspannter. Die größte Veränderung an meinem Reisestil liegt allerdings an der Zöliakie Diagnose.

Ein Müsliriegel oder glutenfreie Kekse habe ich immer mit dabei

Seit der Diagnose der Autoimmunerkrankung gehe ich kaum ohne etwas zu Essen aus dem Haus. Besonders auf Reisen ist das Leben mit Zöliakie manchmal eine Herausforderung. Schon kleinste Spuren von glutenhaltigen Lebensmitteln lösen sofortige und/oder langfristige Symptome aus und schaden meiner Gesundheit.

„Zöliakie ist eine Autoiummunerkrankung und deswegen geht es um mehr „als ein bisschen Bauchweh“.

Als Zöli bin ich deswegen sehr vorsichtig, wenn ich auswärts esse. Besonders auf Reisen. Was hat sich also an meinem Reisestil geändert seit der Diagnose Zöliakie?

1| Spontan übers Wochenende wegfahren? Lass mich noch schnell nach passenden Restaurants recherchieren, Bewertungen lesen, Foren und Facebookgruppen durchforsten und ein paar E-Mails vorab schicken….

Am meisten hat sich mein Reisestil hinsichtlich der Vorbereitung verändert. Während ich früher oft einfach spontan und nach Lust und Laune ein Reiseziel und eine Unterkunft gebucht habe, steckt heute viel Planung und Vorbereitung dahinter.
  • Wie ist das glutenfreie Angebot im Reiseland?
  • Wie ist das Wissen und Verständnis über Zöliakie? Gibt es viele Betroffene im Reisegebiet?
  • Wie klappt die Verständigung? Was sind die verbotenen Zutaten in der Landessprache?
  • Welche Restaurants gibt es?
  • Was sind typische Speisen und welche Zutaten sind für gewöhnlich enthalten?
  • Welche Unterkunft bietet glutenfreies Essen an?
  • Wie ist das glutenfreie Sortiment in den Supermärkten vor Ort?
  • Was packe ich alles ein?

Die „Bitte an den Koch“ Karte in der jeweiligen Sprache und Toastabags habe ich auch immer mit dabei. Oft verbringe ich viele Stunden mit der Vorbereitung einer Reise. Ich recherchiere nach Restaurants, Gerichten, Zutaten, lese Bewertungen und Blogartikel, durchstöbere Facebookgruppen und Foren und schreibe E-Mails an Restaurants, Hotels und manchmal den lokalen Zöliakie- (Selbsthilfe)-Gruppen oder dem Touristenverband. Das positive daran ist, dass ich dadurch sehr viel mehr über mein Reiseziel erfahre.

2| Inzwischen koche ich auch auf reisen am liebsten selbst – so weiß ich was drin ist

Während ich früher das Hotel oft nach dem Frühstücksbuffet ausgewählt habe, so buche ich heute hauptsächlich Appartements und Ferienwohnungen. Die Möglichkeit auch auf Reisen einfach selbst kochen zu können, entspannt mich immer ungemein.

Ich höre und lese immer wieder von Zölis, die seit der Diagnose nicht mehr Urlaub gemacht haben und nicht mehr auf Reisen gehen. Das finde ich sehr schade. Gleichzeitig kann ich es auch zu einem Teil nachvollziehen. Je nach Reiseziel kann es schwierig, bis sehr schwierig sein sicheres glutenfreies Essen zu bekommen. Jede Reise kann dann auch eine Gefahr für die eigene Gesundheit darstellen. Eine fremde Sprache, andere Sitten und Essgewohnheiten sind nicht zu unterschätzende Hürden.

Mit einer eigenen Küche klappt allerdings auch die Reise in „schwierige“ Länder. So konnte ich auch meine drei Monate durch Südostasien letztes Jahr trotz Sojasauce und großem Unverständnis gegenüber Allergien, Unverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen meistern. Die einzigartigen Erfahrungen dieser Reise begleiten mich noch heute immer wieder.

Glutenfreie Currys in Thailand

3| Nächstes Jahr wieder Südtirol?

Obwohl ich mich von der Zöliakie nicht vom Reisen abhalten lasse, so verändern sich doch meine Reiseziele. In Italien lässt es sich als Zöli einfach leichter Urlaub machen, als in Polen. In den USA gibt es mehr glutenfreie Produkte in den Supermärkten, als in Asien.

Und so ertappe ich mich immer wieder selbst dabei, dass ich inzwischen mehr zu Ländern tendiere, die ein erhöhtes Bewusstsein für Zöliakie Betroffene haben. Statt nach Kroatien zu fahren, entscheide ich mich lieber für Spanien. Statt den Salzburger Bergen wähle ich lieber Südtirol. So auch im Mai dieses Jahr.

Mein erster Urlaub mit Halbpension seit der Diagnose Zöliakie war einfach wunderbar. Dieses Gefühl beim Frühstücksbuffet (fast) alles essen zu können, sich keine Sorgen um das Abendessen machen zu müssen, keine Fragen mit dem Koch zu klären und Kontamination gar kein Thema ist, ist einfach wunderbar. Fast habe ich mich wieder „normal“ gefühlt. So ein unbeschwerter Urlaub ist für Nicht-Zölis etwas ganz Selbstverständliches, für mich war mein Urlaub in Südtirol etwas ganz besonders.

4| Geht ihr schon mal in das Museum… ich stöbere inzwischen im Supermarkt

Nicht nur meine Reiseziele, auch die Prioritäten während meinen Reisen haben sich seit der Diagnose verändert. Ich liebe es einfach in den ausländischen Supermarkten in den Regalen zu stöbern und neue glutenfreie Produkte zu entdecken. Da kann schon ganz viel Zeit vergehen. Besonders wenn ich mehrere Supermärkte und Reformhäuser abklappere. Verstehen kann das wohl nur ein Zöli.

Es ist einfach schön, viele neue Produkte zu entdecken und dann gleich in der Ferienwohnung zu verkosten. Da kann es schon mal vorkommen, dass sich der Museumsbesuch oder die geplante Rundfahrt nicht mehr ausgeht. Stört mich das? Nein, ich reise inzwischen einfach anders.

Jenni Marieni beim einkaufen

5| Zwei Hosen reichen, dafür packe ich noch ein paar glutenfreie Kekse ein

Ich denke wieder an Portugal. Als Zöli bin ich einfach immer vorbereitet und so ist ein Großteil meines Rucksackes mit Lebensmitteln gefüllt. Beim Losgehen als Proviant für die Anreise und die ersten Tage und bei der Rückreise voll mit glutenfreien Entdeckungen. Beim Rückflug ziehe ich dann einfach zwei Pullover an, so passt auch noch eine Packung glutenfreie Nudeln in den Rucksack. So hat es auch beim Rückflug von Lissabon geklappt. 🙂

Trotz und mit Zöliakie erkunde und bereise ich weiterhin unsere wunderbare Welt!

Eins steht fest: Die Diagnose Zöliakie hat meine Art zu reisen sehr verändert. Meine Lust neues zu entdecken bleibt jedoch, und so erkunde ich auch als Zöli Schritt für Schritt immer mehr von unserer wunderbaren Welt.

Vielen Dank an Sabine für den schönen Gedankenanstoß mit der Blogparade! Auf ferngeweht kannst du nachlesen, wie sich der Reisestil von Sabine verändert hat und wer noch aller bei der Blogparade teilgenommen hat.

Jenni Marieni

Jenni Marieni

Hallo! Ich bin Jenni.

Zöli. Mutmacherin. Entdeckerin. wienverliebt.

Mit meinem Blog möchte ich dir Tipps für das Leben mit Zöliakie geben und dir Mut machen, auch mit einer Autoimmunerkrankung das Leben so richtig zu genießen. Meine Liebe zu Wien ist hier genauso Thema, wie Erlebnisse aus meinem Alltag und glutenfreie Entdeckungen.